Freitag, 17. März 2017

Nervenkitzel

Es ist Donnerstag, ein Tag vor der Abreise. Als ich mittags von den letzten Erledigungen nach Hause komme, will ich einchecken, um mir gute Plätze im Flugzeug zu sichern. Doch es scheint online nicht zu gehen. Kein Problem, dann muss ich das eben am Flughafen machen. 2 Minuten später habe ich die Mail der Fluggesellschaft auf dem Bildschirm - von Berlin aus geht am Freitag nichts, das Bodenpersonal streikt. Ich gerate in Panik. Nach Rücksprache mit meinem guten Freund Chrissi versuche ich den Flug umzubuchen. Von Dresden aus ist genau noch ein Platz fei. Zunächst schaffe ich es noch nicht einmal in die Hotline. Irgendwann komme ich doch durch und lande in der Warteschlange. Ich bereite mich auf stundenlanges Warteschleifengedudel vor und packe gedanklich meine Sachen erst in der Nacht. Nach circa 45 Minuten habe ich überraschenderweise doch schon jemanden am Telefon. Die gute Dame sagt mir, dass sie mich auf den Samstag umbuchen kann. Ich bin nicht wirklich glücklich darüber, könnte mich aber damit arrangieren. Dann bittet sie mich kurz zu warten. Es vergehen 5 Minuten, dann ist sie würde am Hörer und verkündet mir die frohe Botschaft - ich habe den letzten Platz von Dresden aus ergattert. Mir fällt ein Felsbrocken vom Herzen. Diese Stunden der Ungewissheit haben mich viele Nerven gekostet und Zeit, die ich eigentlich anders verbringen wollte.
Der Rest des Tages zu Hause vergeht schnell. Ich schaffe es tatsächlich alles, was ich mitnehmen will in meinem Koffer, die Kraxe und im Handgepäck zu verstauen. Nennt mich Tetris-Meister :-)

Die letzte Nacht schlafe ich erstaunlich gut. Da der Flug von Dresden 14 Uhr startet, kann ich den Tag entspannt angehen. Zum Abschied zu Hause noch eine ordentliche Schnitte - gutes Brot wird es sicher nicht gleich wieder geben und einen Kaffee - der Tag wird lang. Meine Eltern scheinen aufgeregter zu sein als ich. Papa ist mit den Gedanken schon ganz woanders und biegt noch in Wittichenau gleich mal falsch ab. In Dresden angekommen haben wir noch eine Stunde Zeit. Die Stimmung ist ein wenig angespannt. Die Verabschiedung vor der Sicherheitskontrolle halten wir kurz. Und dann fließen doch wieder Tränen.

Auf dem Flug von Dresden nach Amsterdam sitzt Mika neben mir. Der Norweger, der bereits seit 2 Jahren in Deutschland lebt, hat eine wirklich interessante Geschichte zu erzählen. Er wird mit Freunden für 3 Wochen in Uganda, einem Nachbarland von Kenia, Freiwilligenarbeit leisten. Zufälle gibt's...
In Amsterdam wartet dann Rahel auf mich - eine Freundin, die in Groningen ihren Master macht. Das letzte Mal haben wir uns gesehen, als wir zusammen Silvester gefeiert haben. Wir haben 2 Stunden Zeit, machen ein Picknick im Flughafengebäude und quatschen ausgiebig. Zum Abschluss noch ein Erinnerungsfoto und dann geht es auch schon wieder weiter.

                       

Auf dem Nachtflug nach Nairobi fällt das Schlafen bei einem Gangplatz schwer. Neben mir sitzt ein Kenianer, der in Genua arbeitet. Ich bekomme noch ein paar praktische Tipps und gute Wünsche auf den Weg. Schon jetzt merke ich, wie schwer es mir fällt, das Englisch mit wirklich speziellem Akzent zu verstehen. Ich hätte doch ein bisschen was machen sollen in den letzten 2 Monaten :-/ Vielleicht ist es aber auch nur die Müdigkeit. Bei der Landung geht die Sonne über Nairobi auf. Was für ein netter Empfang. Als ich Richtung Immigration gehe, pocht mein Herz dann doch ein bisschen schneller. Da ich mein Visum bereits habe, geht alles dich erstaunlich schnell, besser als gedacht. Danach setze ich mich noch ein bisschen in die Sonne vor dem Flughafengebäude und entledigte mich erstmal überflüssiger Kleidung. Schon früh um 8 kann man ahnen, wie heiß es noch werden wird. Zum Terminal für die nationalen Flüge muss ich mich dann aber doch durchfragen. Es ist schon fast provinziell klein. Meinen Fensterplatz auf dem letzten Flug hat dann schon ein älterer Herr eingenommen. Ich traue mich nicht ihn darauf anzusprechen, sehe aber doch ein bisschen was. Um Nairobi herum zeigt sich deutlich die Dürre, von der auch schon in den deutschen Nachrichten zu hören war. Doch je näher wir Kisumu im Westen des Landes, am Visktoriasee gelegen, kommen, desto grüner wird es.

                      

Nach der Landung dann der Schock. Mein Gepäck ist nicht da. Auf Nachfragen beim Personal stellt sich heraus, dass es sich noch in Nairobi befindet. Ich hätte es beim Wechsel des Terminals mitnehmen müssen. Darüber ärgere ich mich ziemlich. Hatte ich doch in Dresden extra nachgefragt, ob die Koffer bis zum Ende durchgebucht sind. Mit dem nächsten Flug zweieinhalb Stunden später soll es dann aber kommen. Das beruhigt mich wieder ein bisschen. Ich mache mich auf die Suche nach meinem Ansprechpartner hier vor Ort, der mich in Empfang nehmen soll. In der Ankunftshalle kommt ein Mann auf mich zu. Ich frage ihn, ob er Roy ist und er bejat es. Ich erkläre ihm die Sache mit dem Gepäck. Er sagt wir können darauf warten und verschwindet dann nach draußen. Also kümmere ich mich erstmal um ein bisschen Cash und lege mir eine kenianische SIM-Karte zu, da mit der Deutschen hier gar nichts geht. Mit dem nächsten Flug ist das Gepäck tatsächlich da. Also kann es losgehen. Im Auto auf dem Weg in die Stadt werde ich ein bisschen stutzig, weil Roy mich fragt, wo ich hin will. Kann es wirklich sein, dass er nicht Bescheid weiß? Vielleicht ist das die afrikanische Gelassenheit, denke ich mir. Dann fährt er mich zum Krankenhaus, an einem Samstag. Langsam kommt mir das alles Spanisch vor. Als wir nicht weiterkommen zeige ich ihm meine Telefonliste mit den Ansprechpartnern. Als er vermeintlich auf seinen Namen zeigt und anruft, wird mir einiges klar. Am anderen Ende ist der richtige Roy. Ich bin die ganze Zeit mit einem Taxifahrer unterwegs gewesen xD Also wieder zurück zum Flughafen, dort warten der richtige Roy und die Gastfamilie bereits auf mich. Mittlerweile habe ich ganz schön Trouble verursacht. Mein Flug war ja um 10 gelandet, jetzt war es um 2. Meine Eltern wurden in Panik versetzt und die Botschaft und Polizei sollten schon informiert werden, kurz bevor mein Anruf kam. Was für ein Chaos...
Beruhigt könnten wir uns dann auf den Weg in mein neues zu Hause auf Zeit machen. Mein Gastvater Dancan ist 33 und lebt mit seiner Verlobten Lavender, die 2 Jahre jünger ist als ich, in einer Wohnung im Norden der Stadt.

                           
Ganz oben hinten - mein neues zu Hause auf Zeit

Über mein Gastgeschenk - sorbische Ostereier und eine Bildband über die Lausitz freuen sich die beiden sehr. Christlich ist hier fast jeder, das werde ich in den nächsten Tagen noch merken.
Mehr dazu dann aber im nächsten Beitrag ;-)







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